Freudenfier

von Manfred Falkenberg, Amerbuch


Freudenfier was a village in the north of the county Deutsch Krone with 1227 inhabitants in the year 1939. The location had an own kath. parish. The ev. belonged to Deutsch Krone. Also Freudenfier had a registration and district office. The jurisdiction was found in Deutsch Krone. Today Freudenfier ist polish and called Szwecja (Schweden).

Lage: Das Kirchdorf Freudenfier liegt in 100 m Meereshöhe im nördlichen Teil des Kreises Deutsch Krone, 12 km von der Kreisstadt Deutsch Krone und 20 km von Jastrow entfernt im Tal der Pilow. Man muss unterscheiden zwischen dem Ur-Freudenfier und dem heutigen Freudenfier.

Geschichte: Der Ort Ur-Freudenfier wurde am 10. April 1590 durch den Deutsch Kroner Starosten (polnischer Landrat) Graf Hieronymus Gostomski auf wüsten unbebauten Gelände an der Pilow, 1,25 km nord-westlich des heutigen Dorfes, nach Magdeburger Recht, also deutschem Recht, gegründet. Die ersten beiden Schulzen waren die Gebrüder Gregor und Johannes Horn. Sie waren die Söhne des Deutsch Kroner Bürgermeisters Valentin Horn. Das Dorf wurde mit deutschen Siedlern aus Pommern und der Neumark in polnischer Zeit gegründet und bekam den polnischen Namen Swecya.

Doch die deutschen Einwohner nannten es Freudenfier. Der erste Namensteil „Freuden“ kommt wahrscheinlich von dem mitteldeutschen „vride“, welches heute noch in dem Wort Friedhof vorkommt. Der zweite Teil „fier“ ist ein Hütewald. Freudenfier ist namentlich eine „Einfriedung im Wald“, es handelt sich um eine besiedelte Rodungsfläche im Waldgebiet. Dies traf auf Ur-Freudenfier bei seiner Gründung im Jahre 1590 ja zu. Freudenfier heißt auf Platt „Frödefi’e“.
 


Nach der 1. polnischen Teilung kam Freudenfier unter dem König Friedrich II. von Hohenzollern „der Große“ (1712-1786) im Jahre 1772 zu Preußen. Ganze 182 Jahre hatte man in Polen gelebt. Doch bis auf kleinere Ausnahmen lebten dort nur deutsche Leute. Der Ort wurde dann nach dem Jahre 1780 wegen der besseren Verkehrsanbindung an der heutigen Stelle ebenfalls an der Pilow erbaut. Im Laufe der Jahre hatte man den alten Standort des Dorfes vergessen. Erst im Jahre 1940 wurde die „Alte Dorfstelle“ vom Reichsamt für Landesaufnahme in Berlin wieder eingemessen. Nach der Volkszählung vom 17. Mai 1939 hatte Freudenfier 1.227 Einwohner und war damit die fünftgrößte Landgemeinde im Kreis Deutsch Krone.
 

Zu Freudenfier gehörten auch das Gut Neufreudenfier (Schleusener), die Hoppenmühle, die Oberförsterei Schönthal, Sandkrug im Rohratal, sowie die beiden Förstereien Freudenfier und Hundefier. Der Bahnhof Sagemühl, vier Kilometer von Freudenfier entfernt im Wald vor Sagemühl, war auch zugleich der Bahnhof für Freudenfier. Freudenfier lag an der Reichsstraße 1, die von Aachen kommend über Berlin, Deutsch Krone und Jastrow nach Königsberg in Ostpreußen führte. Von Freudenfier aus führten auch Straßen nach Rederitz, Sandkrug, Stabitz und Zippnow sowie vom Gut Neufreudenfier nach Klawittersdorf und Zechendorf.
 


Im Jahre 1837 wurde Freudenfier, wie auch die Nachbarorte, von der Cholera heimgesucht. Es gab 39 Tote. Doch die Cholera kehrte 1866 zurück und forderte 44 Tote. Noch mehr Tote forderte die Cholera im Jahre 1873, es starben an ihr 73 Menschen. Im Jahre 1926 errichteten die Schneidemühler Gymnasien am Klawittersdorfer Weg in Freudenfier ihr Landschulheim. Um das Jahr 1935 wurde Freudenfier wegen seiner schönen Lage im Tal der Pilow zum schönsten Dorf im Kreis Deutsch Krone gewählt. Drei Brücken über die Pilow verbinden die beiden Ortsteile von Freudenfier. Daneben gab es außerhalb vom Ort bei der Hoppenmühle und beim Abbau Lesnick je eine Pilowbrücke. Die meisten Leute in Freudenfier hörten auf den Familiennamen Schur. Zur besseren Unterscheidung hatte man den einzelnen Familien Zusätze beigefügt. So gab es „Brillen-Schur“, „Briesen-Schur“ „Eck- oder Afrikaner-Schur“, „Garske-Schur“, „Gastwirt-Schur“, „Klepke-Schur“, „Krinnen-Schur“, „Kreuz-Schur“, „Trommler-Schur“ u. a. Daneben gab es auch die alteingesessenen Familien Gerth, Gramse, Hannemann, Klawitter, Lesnick, Lüdke, Manke, Pranke, Priebe, Zadow und viele andere, aber auch seit 1807 auch die Familie Falkenberg.

Viele Bauern waren aus der Enge des Dorfes auf ihren eigenen Abbau gezogen. Die Feldmark bestand zu 1/3 aus Geschiebemergel für den Anbau von anspruchslosen Feldfrüchten und zu 2/3 aus Sanderboden, der besonders für den Anbau von Kartoffeln und Roggen sowie Hafer und Gerste geeignet war. In Freudenfier gab es die Genossenschafts-Brennerei mbH, die Hoppenmühle, eine Ziegelei, zwei Sägewerke, zahlreiche Gaststätten, eine Gärtnerei, Schlosser, Schneider, Schreiner, Tischler, Schuhmacher und Stellmacher. Für die Versorgung sorgten Bäckereien, eine Conditorei, Fleischer- und Kolonialwarenläden. Ebenso war auch eine Zahnarztpraxis vorhanden.

Kirchen: Im Ur-Freudenfier war auch eine Kirche mit einem separaten Kirchturm vorhanden. Hierher kamen die katholischen Pfarrer und Vikare aus Zippnow, um dort Messen, Taufen und Trauungen abzuhalten, aber auch zu Beerdigungen. Dazu brachten sie einen transportablen Altar mit. Nach der Verlegung des Ortes nach 1780 wurde im Jahre 1800 in Freudenfier eine katholische Fachwerkkirche erbaut.

Die neue Jakobuskirche wurde dann in den Jahren 1876/77 anstelle dieser Fachwerkkirche erstellt. Freudenfier gehörte weiterhin zur Propstei Zippnow. Im Jahre 1911 bekam Freudenfier einen eigenen Lokalvikar, der auch die beiden Nachbarsdörfer Klawittersdorf und Stabitz betreute. Am 1. April 1922 wurde Freudenfier Pfarrei mit den beiden Filialgemeinden Klawittersdorf und Stabitz. Das größte Fest in Freudenfier war das Patronatsfest „Jakobi“, welches immer am Sonntag nach dem 25. Juli gefeiert wurde.

In den Jahren 1926/27 erbauten sich die evangelischen Christen in der Schulstraße ihre Kirche, diese wurden von Deutsch Krone aus betreut. 10-15 % der Einwohner von Freudenfier waren evangelisch.


Im Jahre 1932 besuchte der Nuntius Kardinal Dr. Eugenio Pacelli (1876-1958), der spätere Papst Pius XII., Freudenfier und ließ sich von Pfarrer Johannes Schade (1883-1945) die Jakobuskirche zeigen. Dessen Altäre und sonstige Einrichtungen wurden von der Firma Ferdinand Stuflesser aus St. Ulrich im Grödnertal, im damaligen Österreich und heutigen Südtirol (Italien) geschaffen. Am Mittelsee im Rohratal bei Freudenfier verbrachte dann im Juli 1978 der spätere Papst Johannes Paul II. (1920-2005), Kardinal Karol Wojtila aus Krakau, seinen letzten Urlaub vor seiner Wahl zum Pontifex Maximus (Papst).
 

Der Freundeskreis von Kardinal Wojtila aus Krakau hatte den Urlaub organisiert und danach ein 90-jähriges Marienbild gestiftet. Aus diesem Anlass wurde bei der Jakobuskirche in Freudenfier von Pfarrer Hubert Nokelski eine Mariengrotte errichtet und darin das Marienbild integriert. Am 6. August 2001 wurde das Kreuz und der Gedenkstein an der Jakobuskirche eingeweiht. Die kath. Kirchenbücher von Zippnow enthalten auch die Eintragungen von Freudenfier von 1669-1922 und sind online verfügbar.

Die Fotos stellte Manfred Falkenberg (mpfalkenberg@gmx.de) zur Verfügung.

Quellen:

Schulz, Dr. Franz: „Geschichte des Kreises Deutsch Krone“, Deutsch Krone, 1902

Pfeilsdorff, Peter: „Heimatbuch des Kreises Deutsch Krone“ Deutsch Krone, 1922

Ruprecht, Karl: „Heimatstadt – Heimatkreis Deutsch Krone“, vom Verein Deutsch Kroner Heimathaus e. V., Bad Essen, 1981

Falkenberg, Manfred: „Geschichte und Geschichten aus Freudenfier“
(Band 1 und 2), Eigenverlag, Ammerbuch, 2007

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